MÜNCHEN (SR). Was bislang noch kein Wohnquartier geschafft hat, ist den Kirschgärten im Münchner Stadtteil Untermenzing gelungen: Das Bauvorhaben der Eckpfeiler-Immobilien-Gruppe wurde von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifiziert und erhielt Platin-Status als bisher nachhaltigstes Quartier Deutschlands. Schon der Rückbau der ehemaligen Gewerbehallen muss nachhaltig erfolgen, bevor dann der Bau von rund 1 300 Wohnungen in Holzhybridbauweise mit Energieeffizienzhausstandard EH 40 und autarker klimafreundlicher Energieversorgung mit Grundwasserwärmepumpen sowie Photovoltaikanlagen beginnen kann. Hinzu kommen eine Grundschule, Kitas, ein Café sowie eine örtliche Nahversorgung. 60 000 Quadratmeter des 12 Hektar großen Areals sollen zur Grünfläche werden. Voraussetzungen dafür schaffen die Gebrüder Huber Bodenrecycling GmbH. Sie müssen sich beim Abbruch auf die Platin-Vorgaben der DGNB einstellen und den Einsatz ihres Cat Kettenbaggers 330 MHD sowie ihres Cat Kettenbaggers 336 danach ausrichten, damit das Vorzeigeprojekt bereits beim Rückbau mit Beginn der Entkernung und Schadstoffsanierung die geforderten Nachhaltigkeitskriterien einhält.
Der Fokus liegt dabei auf der klaren Trennung der Baumaterialien. Denn nur dann darf der Rückbau im Sinne der DGNB auch als nachhaltig eingestuft werden. Das erforderte schon bei der Planung der einzelnen Arbeitsschritte eine genaue Analyse der Baustoffe. Die Frage ist: Welche Wertstoffe lassen eine Wiederverwertung zu und können, nachdem sie das Ende ihres ersten Lebenszyklus erreicht haben, noch mal für einen weiteren Einsatz aufbereitet werden? Das betrifft insbesondere den verbauten Beton, der im Zuge des selektiven Gebäuderückbaus vom Stahl getrennt wird. An Ort und Stelle wird er von dem Unternehmen mithilfe eines Brechers mit dieselelektrischem Antrieb gebrochen. Aber auch die Fassade wurde vor dem Einsatz der schweren Baumaschinen sorgsam abgetragen. Nahezu 80 Prozent der funktionstüchtigen Elemente wurden in einem Bauvorhaben wieder eingesetzt. Zu den nachhaltigen Prinzipien gehört der Schutz und die Bewahrung von Bausubstanz.
„Wir müssen uns genau anschauen, was wir recyceln können, damit wir Abfälle vermeiden, eine hohe stoffliche Wiederverwertungsquote erzielen und somit neue Produkte entstehen können“, erklärt Geschäftsführer Klaus Zernikow. Schadstoffe müssen vorab identifiziert werden und dann von dem Abbruch- und Recyclingspezialisten fachgerecht beseitigt werden. „Ziel ist es nicht, dass um jeden Preis eine Wiederverwendung stattfindet, sondern eine möglichst hohe sortenreine Trennung erreicht wird, wobei vorher die Gefahrstoffe separiert werden, damit die weiteren Stoffströme im Kreislauf gehalten werden können“, heißt es seitens DGNB. Ein weiteres Kriterium, an das sich die Gebrüder Huber Bodenrecycling GmbH halten muss: für Transparenz zu sorgen. Es geht darum, die beim Rückbau anfallenden Massen genau zu erfassen und zu dokumentieren. Aber auch die Transportwege, runtergebrochen auf die bewegten Tonnen pro Kilometer, spielen eine Rolle und fließen dann in die Zertifizierung der DGNB ein. Kurze Entsorgungswege für die Stoffströme sind die Vorgabe, um Emissionen zu reduzieren. Ein weiteres Ziel: bei den Lkw-Transporten die maximal mögliche Auslastung bei der Nutzlast auszuschöpfen, um kein Transportvolumen zu verschenken. Hier kann Cat Radladertechnik über eine integrierte Kontrollwaage dazu beitragen, den Fahrer zu unterstützen, die Schaufel optimal zu füllen.
„Nach Möglichkeit streben wir eine Wiederverwendung oder Verwertung vor Ort an, doch das ist nicht immer möglich“, meint Michael Becker von der Geschäftsführung des Unternehmens. Daher wird dann Technologie in Form neuer Assistenzsysteme genutzt, um so die Auswirkungen auf die Stoffströme positiv zu beeinflussen. Dafür wird auf einen modernen Gerätepark auf neuestem Stand der Technik geachtet. „Keine der auf der Baustelle eingesetzten Maschinen ist älter als zwei Jahre. Radlader und Bagger sorgen allesamt dafür, dass der Spritverbrauch der Arbeitsmaschinen niedrig bleibt“, erklärt Karl Huber, Projektleiter für den Abbruch. Aber auch die Maschineneinteilung auf der Baustelle und Ausrüstung der Arbeitsgeräte orientiert sich an einem nachhaltigen Einsatz. So wurde extra in einen Cat 330 MHD investiert, um auf eine sogenannte Zwischenlösung zugreifen zu können. „Aus Sicht der Bauleitung ist es für Arbeiten im selektiven Rückbau wirtschaftlich, wenn wir genau so eine Maschine mit einer hydraulisch hochfahrbaren und um 30 Grad kippbaren Kabine haben, da wir viele große Abbruchprojekte realisieren und auf eine hohe Abbruchleistung angewiesen sind. Für den Fahrer bietet sich so auch ein besserer Überblick, wenn er den Greifer oder die Schere ansetzt, um das Gebäude präzise in der Höhe zu bearbeiten“, meint Karl Huber.
Nachhaltigkeit bezieht sich laut den DGNB-Kriterien nicht nur auf den Umgang mit den Baustoffen, sondern auch auf die Beteiligten. „Wesentlich ist für uns auch, händische Arbeiten zu reduzieren“, stellt Michael Becker dar. Zahlreiche Sicherheitsfeatures beim Cat 330 MHD sollen dazu beitragen, die Arbeitssicherheit zu erhöhen. Der Dachscheibenwischer sorgt selbst bei widriger Witterung für klare Sichtverhältnisse. Das P5A-Verbundglas in der Front- und Dachscheibe steht ebenfalls für Sicherheit, ohne den Blick zu beeinträchtigen. Der serienmäßig verbaute Löffelzylinderschutz bietet Schutz gegenüber äußeren Einflüssen wie herabfallendem Material. Der Laufrollenschutz über die gesamte Länge am Unterwagen sorgt auch unter extremen Bedingungen für Stabilität. Der hydraulisch verstellbare Unterwagen von 2,99 Meter auf 3,99 Meter gewährleistet eine hohe Standsicherheit. Gleichzeitig schafft dieser so Flexibilität beim Transport, wenn das Gerät von einer Baustelle zur nächsten befördert wird, indem der Abbruchbagger als Komplettmaschine transportiert werden kann.
Drei verschiedene Maschinengrößen setzt der Abbruchspezialist auf der Baustelle für die neuen Kirschgärten in München ein, um die Gebäudesubstanz zu entfernen und dabei immer auf die passende Technik zugreifen zu können, die gerade erforderlich ist. Der Cat Abbruchbagger 330 MHD bringt es aufgrund seines Auslegers auf 40 Tonnen, der eine Nummer größere Mitspieler in Form des Cat 336 liegt mit knapp 36 Tonnen etwas darunter und der dritte Mitspieler erreicht 34 Tonnen. Somit steht immer die Technik bereit, die für die anfallenden Arbeitsschritte benötigt wird, um ein produktives Ergebnis zu erzielen.
Dieser Ansatz spiegelt sich auch bei den Werkzeugen wider. „Wir haben von den Anbaugeräten verschiedenste Ausführungen im Einsatz. Allein bei den Abbruchscheren stehen acht verschiedene Scheren parat“, so Karl Huber. Das trägt dazu bei, die Rückbauprozesse so effizient wie möglich abzuwickeln und fließt in die nachhaltige Bewertung mit rein, welche die Gesamtleistung anhand von verschiedenen Kriterien abbildet.
Im Fall des neuen Cat 330 MHD kann das Unternehmen nun auf Technik zurückgreifen, die extra für innerstädtische Abbrucharbeiten an mittelgroßen, bis zu fünfstöckigen Gebäuden unter beengten Platzverhältnissen entwickelt wurde. Der Kettenbagger verstärkt somit die Flotte an rund 20 Abbruchbaggern, welche die Gebrüder Huber Bodenrecycling GmbH für Baustellen rund um den selektiven Rückbau im Einsatz hat.
Das Unternehmen, gegründet 1994, beschäftigt rund 50 Mitarbeiter. Spezialität sind Abbrucharbeiten, die im Zuge innerstädtischer Großbebauung anstehen. Darunter fallen Rückbauarbeiten an Wohngebäuden oder Industriestandorten sowie andere Gewerbeeinheiten, aber auch die Entsorgung von Baurestmassen. Damit eine neue Wohnbebauung wie die Kirschgärten entstehen kann, muss ein Gelände wie der ehemalige Lager- und Logistikstandort entsiegelt werden. Erst dann kann der anschließende Aushub für die neuen Fundamente der geplanten 1 500 Wohnungen in Holzhybridbauweise erfolgen. Auch die anschließenden Erdarbeiten gehören zu den Aufgaben, die das Unternehmen leistet. Hier werden Arbeiten mit den Schwerpunkten Erdbau, Bodensanierung mit hundertprozentigen Verwertungsraten, Spezialtiefbau und Hinterfüllarbeiten ausgeführt, die ebenfalls zum Kerngeschäft zählen.